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Sonntag, 6. November 2011

Fiestas ohne Pause! (Halloween & Navidad)

Inzwischen glaube ich wirklich, dass die Mexikaner jeden Monat irgendetwas zum Feiern brauchen; jetzt ist grad mal "Halloween" und "Dia de los Muertos" (Tag der Toten) gegen Ende Oktober, Anfang November zu Ende, und schon wird etwas Neues gesucht; und da Weihnachten nunmal am nächsten dran ist, wird jetzt schonmal ein bisschen gefeiert. In den Shopping-Malls wurde schon fleißig dekoriert mit Riesenweihnachtsbaum, Kunstschnee und Weihnachtsmusik und den mexikanischen Weihnachtsmann hab ich auch schon gesehen! Eigentlich wollt ich mir ja die Augen und Ohren zuhalten, weils für mich noch viel zu früh ist. Vielleicht habe ich aber auch noch nicht realisiert, wie schnell die Zeit hier vergeht und dass Weihnachten doch gar nicht so weit weg ist, wie vielleicht angenommen...
Aber erstmal erzähl ich euch von Halloween, ich denke, das ist für jeden Europäer interessant, weil es das größtenteils nur in Amerika gibt, jedenfalls das "echte Halloween". Der Schultag war unheimlich cool, fast jeder hat sich verkleidet (egal als was)! Ich bin als Hippie gegangen, aber mein Kostüm war denk ich doch nicht so spektakulär, um bei dem Contest für die beste Verkleidung mitzumachen, der in der Turnhalle stattfand; wow, das war so riesig! Nach der Schule bin ich direkt mit einer Freundin mitgefahren, um ihr ein wenig bei den Vorbereitungen für ihre Riesen(!) Halloweenparty am Abend zu helfen- auf der Gästeliste standen 800 Leute aus wohl fünf verschiedenen Schulen. Ganz schön großzügig, wenn man vermerkt, dass hier die meisten Fiestas gratis sind (von wegen 15 Euro Partys); es gab Snacks, Getränke und Tacos. Und die Dekoration war wirklich unglaublich, soetwas hab ich noch nie gesehen! Ich denke, so schnell erlebt man soetwas nicht wieder.
Am folgendem Sonntag hat mich mein Chairman von Rotary auf eine kleine Fiesta für den "Dia de los Muertos" mit seiner Familie eingeladen. Das verlief so, dass ein Altar für eine bedeutende verstorbene Person aufgebaut wurde (mit Foto und Dingen wie Essen, die der vertorbene gerne gemocht hat). Dann wurde soetwas wie eine Andacht gehalten und danach wurde natürlich gegessen! (Hab mich übrigens noch nicht getraut zu wiegen, aber ich denke, dank meiner "regelmäßigen" Fitnessstudio-Besuche kanns nicht allzu dramatisch sein ;D)
Am Wochenende davor hat mich mein Bruder mit auf einem Trip durch Monterrey von seiner Schule genommen, das war echt spaßig, weil wir an einem Tag an wohl 6 verschiedenen Orten waren (Bräuerei, Museen, Restaurants, Park Fundidora). Ich denke, ich kenne die Stadt Monterrey und ihre Eigenschaften jetzt ein wenig besser, auch wenn ich bei den Führungen durchs Museum leider nicht allzu viel verstanden hab. Aber ich hab viele neue Leute kennengelernt, das war die Hauptsache! Aber wenn mich jemand nach dem typischen Mexikaner fragt, habe ich doch noch ein bisschen Schwierigkeiten, um eine Antwort zu geben, weil das einfach von der Person abhängt. Klar, irgendwie haben sie doch alle etwas gemeinsam, zum Beispiel ihre Fröhlichkeit, Offenheit und Lockerheit. Aber vielleicht hängt das auch sehr von der Region ab, oder aus welchen Familien sie kommen. Jedenfalls, wenn mich jemand fragt, was mir besser gefällt, mexikanisch oder deutsch- sag ich, das beide "Charaktere" Vorteile sowie Nachteile haben. Zum Beispiel hat mir neulich ein Mexikaner, der mit einem Deutschen in Kanada studiert hat, "dass Deutsche sehr gute Freunde sind". Das hab ich behalten, weil ich denke, dass das schon etwas Bedeutsames hat. Ich hab hier bereits Erfahrungen gemacht, und Vertrauen in einige Leute zu finden fällt mir doch noch sehr schwer. Ich weiß, dass ich hier bereits einige Freunde habe, auf die ich wirklich zählen kann und mich unterstützen wenn es mir mal nicht gut geht, und ich denke das ist sehr wichtig. Und wie "verklemmt, streng und distanziert" wir Deutschen auch sein können, wenn man uns besser kennt, sind wir doch sehr treue Menschen.
Seit dieser Woche versuche ich noch, die Zeit auf dem Prepa wirklich zu genießen, da mit nur noch 3 Wochen bleiben- was ich erst gar nicht glauben konnte! Aber in 3 Wochen ist das Semester zu Ende, danach werden Examen geschrieben und dann steht erstmal ein Monat Ferien an, bis im Januar das nächste Semester beginnt. Und dann bin ich ja schon auf der anderen Schule in San Nicolas, die gute 40 Minuten vom Prepa entfernt ist. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, einen kompletten Neustart zu machen, weil meine Schule und die Menschen hier bereits ein wichtiger Teil meines Lebens geworden sind. Aber vielleicht auch gut, eine neue Erfahrung zu machen, und vor allem neue Menschen kennenzulernen (die sicherlich wieder komplett anders ticken als die Leute hier).
Dieses Wochenende war ich mit einer Freundin in einer Mall shoppen und am Samstag hab ich mir im Kino "Paranormal Activities 3" angesehen; außerdem hab ich mir für die "Boda" (Hochzeit) am Donnerstag Schuhe mit Absatz gekauft, und mit denen bin ich hier jetzt definitiv ein Riese!
In dieser Woche hab ich mich viel mit meiner Deutschland-Presentation beschäftigt, die ich am Dienstag auf spanisch vor dem Rotary-Club halten muss. Da bin ich mal gespannt wie das klappt, aber ich hab ein ganz gutes Gefühl! Den Trip nach Sabinas zu den anderen Austauschschülern haben wir um ein Wochenende verschoben, ich hoffe das klappt jetzt mit dem nächsten Wochenende! Das Problem ist, dass wir jetzt auch mal nach 3 Monaten eine E-Mail mit seitenlangen Reiseeinschränkungen bekommen haben, was total unnötig und ärgerlich ist. Dank den Einschränkungen wissen wir jetzt auch nicht mehr, wie wir nach Tampico kommen, wovon wir mit allen Austauschschülern nach Puebla fahren. Gegen Ende November steht nämlich eigentlich eine Reise in die südlich liegende Stadt Puebla an, wo wir uns mit allen Austauschschülern aus ganz Mexiko treffen. Ich hab mich unheimlich gefreut, aber jetzt ist eben nicht mehr sicher, ob ich mitfahren kann. Jetzt kam auch raus, dass wir zwar nicht alleine über Tag reisen dürfen, aber in der Nacht zusammen mit dem Bus auf die Hauptstraßen durch Mexiko fahren- meine Eltern sagen, das ist verrückt und unheimlich gefährlich. Jetzt hab ich mich bereits mit anderen Austauschschülern und den Rotariern in Kontakt gesetzt, und ansonsten bete ich, dass das ganze noch klappt. Notfalls nehmen wir eben den Flieger direkt nach Puebla.
Diese Kurzfristigkeit und teilweise Unverlässlichkeit einiger Mexikaner (2 Tage Zeit zum Geld überweisen, ne Woche später alle Informationen und dann noch so unüberlegt) ärgert einem natürlich in diesem Fall unheimlich, weil die Reise jetzt auf der Kippe steht.
Aber das wird schon, ich halt euch auf dem Laufenden. Ansonsten geht es mir gut! Als ich die Presentation für Deutschland gemacht habe, fing ich jedoch an, Deutschland ganz schön zu vermissen- Und als ich Bilder meiner Heimat gesucht hab, fällt mir erst auf, in welch schönem Umfeld wir doch leben! Vielleicht ist bei uns zwar nicht so viel los, trotzdem vermiss ich echt das Grün und die Bewegungsfreiheit. Aber ein wirkliches Bedüfnis nach Hause hatte ich noch nicht, weil ich diese neuen Erfahrungen einfach genieße! Trotzdem freue ich mich auch schon auf meine Rückkehr, wenn die Zeit weiterhin so fliegt wie nach dem ersten Drittel, ist es ja gar nicht mehr so lang bis ich euch wieder in die Arme schließen kann :).
Liebe Grüße aus dem 15 Grad- bereits weihnachtlichem und festfreudigem México (für mich ists fast so als hätten wir ne Jahreszeit übersprungen)!

Ein bisschen Halloween- und Weihnachtsstimmung...