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Mittwoch, 21. September 2011

"Jajajajajaja"

Erstmal an alle Facebookfreunde, die sich inzwischen schon auf das häufig auftauchende "jajajaja" auf meiner Pinnwand oder Nachrichten gewundert und mich gefragt haben, warum das so oft verwendet wird; kurze Erklärung: Mexikaner sprechen das 'j' als 'ch', also theoretisch heißt es "chachacha" sowie "haha", und statt mit Emoticons wird viel mit solchen Lauten wie "haha" geschrieben. Naja, das ist jetzt vielleicht nicht allzu wichtig, aber das nur so nebenbei- und ist doch cool, dass schon im Internet die Eigenschaften zwischen den Ländern verschieden ist, egal wie international auch alles geworden ist.
Meine Wochen waren bisher ganz gut, ich versuche mir nun langsam mal meinen Alltag einzurichten ;D Montags und Mittwochs gehts ab ins Fitnessstudio (in der Schule), Dienstags und Donnerstags hab ich Salsa und viiiele Freistunden. Die gefallen mir am besten! Denn diese nutzt man meistens, um Zeit mit Freunden zu verbringen, Mittagzuessen in der Cafeteria oder an den Tacoständen, oder sich einfach auszuruhen. Ansonsten schaff ich in der Woche allerdings noch nicht viel mehr, weil ich erst spät zu Hause bin und meine Freunde viel mit Hausaufgaben beschäftigt sind (und diese ganze Organisationssache für ein Auto und Erlaubnis der Eltern kommt auch noch dazu). Ich bevorzuge im Moment noch eher Spanisch zu lernen in der Zeit, oder den Abend mit der Familie zu verbringen. Dafür versuch ich das Wochenende immer so früh wie möglich zu planen und viel rauszugehen!
Vorletztes Wochenende war ich zum Beispiel auf einem "Quince años", das war vielleicht ein Erlebnis! Okay, kurze Erklärung: Der fünfzehnte Geburtstag wird für die Mädchen rieeseeesig gefeiert, und die vielen 'e's sind nicht übertrieben! Es ist ähnlich wie in den Usa "Sweet Sixteen". Das kennen vielleicht alle, die MTV gucken, wobei ich immer dachte, dass nur die Super-Reichen sich soetwas leisten können und fürs Fernsehen alles übertrieben wird- aber nein, das gibt es wirklich, und beinahe jedes Mädchen (das einen "guten Familienstand" hat), feiert ihren 15. Geburtstag groß, mit allem was dazugehört: Kleid, Limousine, Riesen-Location mit Tanzfläche, Buffet, Torte, Kamerateam, Fotos und Video von der "Quincañera", Gottesdienst, eingeprobte Tänze mit den Quincañeras, das sind zum Beispiel jeweils 10 Freundinnen und Freunde, die in gleichaussehenden Kleidern und Anzügen geworfen sind, Familie und Freunde, Fotoshooting (was vorher gemacht wird, ich denk ich ladt noch Fotos hoch), manchmal eine Party mit einem gewissen Thema (ich war auf einem Geburtstag, wo Paris das Oberthema war weil es dem Mädchen gefällt, also war alles mit Eifeltürmchen geschmückt) und vorgefertigte Einladungen - das alles braucht beinahe 2 bis 3 Monate Vorbereitungszeit, bei ner Freundin hat das ganze sogar ein halbes Jahr gedauert. So wie es sich anhört, ist der ganze Spaß auch ganz schön teuer (es wird auch lange für diesen Tag gespart), so ein Geburtstag kann umgerechnet bis zu 20.000 Euro kosten. Als ich das erste Mal das alles sah, bin ich mir wie in einem Traum vorgekommen- was für viele Freunde vom "Prepa-Tec" Alltag ist, bzw sie so einen "Quince años" fast jedes zweite Wochenende besuchen (ohne übrigens manchmal die Gastgeberin persönlich zu kennen). Eine Bedingung gibt es jedenfalls: Manchmal kommt man nur mit Einladung rein (die ich zum Beispiel von einer Freundin einer Freundin bekommen hab), und schnell sind die Einladungen weg. Trotzdem werd ich nicht zögern, weiter nach den "Quinceaños" Ausschau zu halten und so viele wie möglich zu besuchen, das ist einfach soo toll!
Eislaufen war ich inzwischen auch schon, aber meine Freunde sind immer sehr schnell müde, haha, deswegen waren wir nicht allzu lange.
Und am letzten Freitag war zusätzlich ein wichtiges Ereignis für Mexiko, das ich miterlebte: Unabhängigkeitstag. Naja, der war für mich nicht ganz so erfreulich, weil wir eigentlich mit der Familie uns den "Grito de Independencia" anhören wollten; dieser war am Donnerstag, denn am Abend "vor der Unabhängigkeit" hält der President oder Vorsitzende eine Rede (in der Stadtmitte). Den konnten wir aber leider nicht besuchen, der Grund: zu viel Gefahr. Sah man am nächsten Tag in der Zeitung und schlug den Artikel des "Grito" auf, sah man auf dem Bild nur wenig Leute, wobei normalerweise alles voller Menschen ist! Dagegen ließt man daneben viele Artikel von Überfällen, Schießereien und der "Insecurity" (den Begriff werde ich irgendwann nochmal erklären, aber dieser hängt mit einer sehr langen Geschichte zusammen). An diesem Abend blieb ich also zu Hause, auch wenn mich das echt geärgert hat, und man so die Nachteile dieser Stadt zu spüren bekommt. Dafür hab ich am Mittwoch davor viel "mexikanische Kultur" kennengelernt, in der "Fíesta Méxicana", die von meiner Schule organisiert wurde- mit Ständen, an denen man typische mexikanische Dinge kaufen konnte (überwiegend Essen ;D) und Bühne, wo getanzt und gesungen wurde und Aktivitäten, zum Beispiel mexikaniches Lotto. Der Abend hat mir wirklich sehr gut gefallen!
Dieses Wochenende war ich bei einer Freundin, "Movienight". Ich hab dort übernachtet, in dem wohl größtem Haus, das ich je gesehen hab! Mir (und meiner Familie) ist wohl ein wenig der Atem stehengeblieben, als wir davor standen (kannten ja nur die Adresse). Mit den Worten "Bitte verirr dich nicht" ließen sie mich dann da, und ich sah zum ersten mal ein typisch amerikanisches Zimmer mit begehbarem Kleiderschrank, eine Garage mit sechs Autos, tausend Tieren und Pool. Am Samstag war ich dann auch das erste Mal schwimmen und Sonntag begleitete ich die Familie mit Fahrrädern auf eine spezielle Straße, die am Sonntagmorgen extra für Radfahrrer oder Skater gesperrt ist (ein wunderschöner Platz und das erste Mal nach einem Monat auf nem Rad). Am spätem Nachmittag ging ich Bowlen mit meiner eigenen Familie. Ich merke jede Woche immer mehr, was für eine große Rolle hier die Familie spielt- so gut wie jeder respektiert seine Eltern sehr, unternimmt viel mit der Familie und erzählt viel über sie, und die Familie hat ein sehr dichtes Verhältnis.
Seit Anfang dieser Woche freue ich mich unheimnlich aufs Wochenende: denn es geht auf meine erste Orientation von Rotary nach Tampico! So wie ich gehört habe, werden dort bis zu 50 Austauschschüler aus aller Welt sein, mit denen ich ein Wochenende in dieser Stadt (mit Strand ;D) verbringen werde. Ich fahre mit 3 anderen Austauschschülern aus Monterrey (einer Deutschen, einer Taiwanerin und einer Brasilianerin) mit dem Bus 6 bis 7 Stunden in einem Bus, ich bin wirklich gespannt...Wenn das mal kein Abenteuer wird...Ich werde auf jeden Fall berichten!
Ich habe bestimmt wieder die Hälfte vergessen, aber das Wichtigste werd ich bestimmt irgendwann nachholen ;) Grüße nach Deutschland, oder wohin auch immer, ich hoffe, es geht euch gut!



Auf dem "Quince anos" mit Freunden



Auf dem "Fiesta Méxicana" an unserer Schule mit meinem Gastbruder :)


"Patinar"- Eislaufen, innen zwar bei 15, außen bei 40 Grad


Mexikanische Tänze auf dem "Fiesta Méxicana"


Im Park Fundidora, einer der größten (und schönsten!) Parks in Monterrey

1 Kommentar:

  1. Hallo Helen
    Ich hoffe, mein Kommentar kommt bei Dir an. Ich habe es schon mehrfach versucht, bin aber immer an meiner eigenen Computer-Inkompetenz gescheitert. Deinen Blog verfolge ich regelmäßig, und ich freue mich, daß Du im Alltag von Mexico und Monterrey angekommen bist. Dein Bericht über Quince anos hat mich sehr interessiert. Das Fest ist ein klassischer Passage-Ritus, in dem der Übergang von einem Lebensabschnitt in den nächsten gefeiert wird. Bei uns in D ist dafür die Konfirmation zuständig, bei der es ja nur vordergründig um eine Glaubensangelegenheit geht.
    Die völlig anderen gesellschaftlichen Verhältnisse, die Du in den verschiedenen Familien kennenlernst, sind gewiß für Dich ebenfalls sehr überraschend. Du mußt Dir aber natürlich darüber im Klaren sein, daß Du bei Rotary nur eine ganz bestimmte gesellschaftliche Schicht erlebst, die absolut nicht repräsentativ für die mexikanische Gesellschaft sein dürfte.
    Viele Grüße von Deinem Leser Herrenbrück

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