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Samstag, 27. August 2011

"Cursi-Cheesy-Käsig" ;D

Meine Woche war bisher ganz entspannt, im Gegensatz zur Woche davor, jedenfalls schaff ichs jetzt, in den Spanischstunden meine Augen aufzuhalten ;D. Von den Spanischstunden versteh ich bisher noch Bruchteile (zu wenig), aber die meisten sagen mir, dass ich schnell lerne.Von meinem Wochenende hätt ich mir allerdings mehr erhofft. Typisch für Mexiko, es gibt überall "Fiestas" und es ist immer was los, aber typisch für Mexikaner ist auch des Öfteren, dass sie nicht so ganz verlässlich sind. Man wird überall zu eingeladen und muss sich zwischen tausend Möglichkeiten entscheiden, dann entscheidet man sich und plötzlich hat der Freund, mit dem man gehen will, ein Meeting oder derjenige, der einen anrufen wollte meldet sich nicht. Aber ich nehm das mal einfach nicht persönlich, mir bleiben noch so viele Wochenenden, außerdem gehe ich heute auf eine "Sweet Sixteen-Party" mit Freunden aus meinem Semester, die kann ja schlecht abgesagt werden, wenn sogar schon ne Facebookveranstaltung geöffnet wurde ;D. Ansonsten gibt es sehr viel zu tun für die Schule, aber ich muss zugeben, ich verpasse noch viele Hausaufgaben aufgrund des Online-Systems und wenn, brauche ich sehr lange. Mein Englisch reicht zwar für den Alltag aber nicht für Geschichtsbücher (!). Der Google-Übersetzer ist (noch vor Facebook ;D) die Seite, die ich bisher am meisten besuche, darauf bin ich echt angewiesen. Aber ich glaube, das stört die Lehrer nicht, hab ja keine richtige ID und ich bin immer der Austauschschüler, also hab ich Sonderrechte. ;D. Ich bleibe ja auch nur für ein Semester, also ein halbes Jahr und dann wechsle ich die Schule sowie die Familie. Oh mann, das kann ich mir echt noch nicht vorstellen, wo man sich gerade an alles gewöhnt und Kontakte an der Schule geknüpft, sowie die Familie echt liebgewonnen hat. Meine zweite Familie wohnt scheinbar 40 Minuten weg von hier, also mache ich dann praktisch einen neuen Anfang.
Ich glaube, ich mach mal mit Stichpunkten weiter und erzähl ein bisschen was über mexikanische Eigenschaften, dann muss ich nicht alles in Zusammenhängen schreiben;

Sprache: Während die Deutschen und US-Amerikaner echt Probleme mit dem "r" haben oder im Schreiben mit Akzenten setzen, fällt es den Mexikanern im Deutschen echt schwer, das "ch" auszusprechen sowie das ä ö und ü. Und während viele hier die deutsche Sprache lieben (und sie auch lernen), klingt sie für viele sehr grob und es klingt, als würde  man streiten. Wenn ich Mexikanern versuche, deutsche Wörter beizubringen, bin ich manchmal selbst überrascht, wie grob sie doch im Gegensatz zum Spanischen klingt.
Schule: Im Gegensatz zu den Deutschen wird hier die Schule sehr ernst genommen, das mag vielleicht daran liegen, dass die Gebühren dieser Schule unheimlich teuer sind (die ich als Austauschschüler nicht bezahlen muss). Viele korrigieren hier Arbeiten oder machen irgendwas anderes, um ein Stipendium für eine Senkung der Gebühren zu bekommen. Viele wollten mir gar nicht glauben, dass es in Deutschkland keine High-Schools gibt und Bildung nicht eine Frage des Geldes ist. So schön diese Schule hier auch sein mag, das deutsche System gefällt mir wirklich besser. Das mag auch an dem ganzen Online-System liegen. Ich muss zugeben, ich hab echt ein wenig Angst davor, wenn dieser ganze Kram nach Deutschland kommt (wovon ich echt stark ausgehe, man merkt erst jetzt, wie wir mit der Technik hinterherhängen). Man ist wirklich abhängig von dem Internet (mal so nebenbei, wirklich jeder hat Facebook, alle Lehrer und mein Hund eingeschlossen ;D), und ich hätt nie gedacht, dass ich das mal sage: Schüler, seid froh dass ihr noch Tafeln habt und die Möglichkeit, auf Papier schreiben zu können und Bücher zu lesen.
Sport: Wie gesagt, die Mexikaner fahren viel Auto und sind lange (und kurze) Strecken zu Fuß nicht gewöhnt. Und weil noch die Hitze dazukommt, sind die Mexikaner schon nach 5 Minuten laufen unheimlich fertig. Und weil joggen oder Fahrradfahren aufgrund der Gefahr und mangelnden Fahrradwegen nicht so üblich ist, gehen die meisten ins Fitnessstudio. Sogar unsere Schule hat eins, was für Schüler umsonst ist, das ist echt cool. Freitag war mein erster Tag im Fitnessstudio, und es hat mir überraschend gut gefallen ;D. Ansonsten gibt es natürlich die Classes, wie Salsa, Jazz oder Hip Hop, Fußball, Volleyball, Basketball (...). Ich bin mir nicht sicher, ob es vielleicht sogar Cricket gibt. Kennt ihr Cricket? ;D Soweit ichs verstanden habe, ist es etwas ähnliches wie Baseball, und das Interessante ist: Mein Englischlehrer behauptet, es ist einer der beliebtesten Sportarten Amerikas, noch vor Fußball oder Basketball. Trotzdem, der Nationalsport ist hier Fußball. Auch die deutsche Mannschaft ist hier natürlich bekannt.
Essen: Welches mir hier unglaublich gefällt! Neben der Schokolade vermiss ich wenig Essen in Deutschland, das in Mexiko ist so vielseitig! Viele haben gesagt, ich solle aufpassen mit den ganzen scharfen Sachen, aber man will hier echt alles mal probiert haben. Als Vegetarier hab ichs übrigens überlebt, Fleisch essen fällt mir noch schwer und ich esse sehr wenig davon, was hier auch nicht nötig ist, es gibt so viele Alternativen (trotz der vielen Warnungen, hier würde es nur Fleisch geben), wie in Deutschland.
Gefahren: Ich vermeide noch ein wenig, bei den Nachrichten hinzuschauen, zum Glück ist mein Spanisch auch noch zu schwach, um alles zu verstehen. ;D Schon, die Nachrichten sind umfangreich an irgendwelchen Verhaftungen (von Drogen-Dealern) und Alarmsirenen sind Alltag. Jedenfalls habe ich diese Woche das erste Mal ein schlimmes Ereignis "erlebt"; Der Anschlag auf das Casino, welches sogar in die deutschen Medien kam. Aber keine Angst Leute, mir geht es gut ;D. Monterrey ist so groß, da bekommt man nicht wirklich viel mit. Jedenfalls kenn ich niemanden hier, der soetwas schon miterlebt oder mit eigenen Augen gesehen hat. Aber natürlich trauern viele, zum Beispiel kommen viele Leute in weiß zur Schule (Farbe des Friedens). Schon echt traurig, da Monterrey vor Jahren eine der sichersten und reichsten Städte Mittel- und Lateinamerikas war, aber jetzt alles gefährlicher wurde.
Wiklich gefährlich wird es allerdings nur nachts, und der Grund: Alkohol. Da Jugendliche hier bereits ab 16 Auto fahren (aber ich will das Thema jetzt nicht nur auf Jugendliche beschränken) und Fiestas wie gesagt beliebt sind, fahren viele betrunken Auto, woraus der höchste Anteil hier an Unfällen besteht. Wogegen die Deutschen unheimlichen Respekt vor keinen Alkohol am Steuer haben- gut so!
Musik: Irgendwie hab ich das Gefühl, das die Mexikaner viel mehr Begabung fürs Singen (und Tanzen) haben als wir; in jeder (-Frei)-Stunde hört man irgendwen singen, viele laufen mit Gitarren oder Ukolelen rum, was das ganze eine unheimlich tolle Schul-Atmosphäre verschafft. Dazu kommt, dass in jeder Pause Musik gespielt wird, wunderbar! Ansonsten wird in Mexiko ungefähr die gleiche Musik gehört wie in Deutschland (wie international). Bekannte deutsche Bands gibt es auch: Tokio Hotel, Rammstein und Lena Meyer Landrut, haha ;D. Oft hört man das allerdings nicht oft. Für mexikanische Musik muss ich mich noch begeistern lassen, die ist nämlich sehr "cheesy"/käsig, mein neues englisches Lieblingswort (beides hat mit 'Käse' die Bedeutung von kitschig ;D).
Der mexikanische "Way of Life": Wie bekannt ist, lassen sich Mexikaner viel Zeit und schlafen gerne, scheinbar kommt man auch gerne statt um 3 um halb 4, womit ich ehrlich gesagt bisher noch nicht viele Erfahrungen gemacht habe. Viele erzählen mir dies, und sprechen mich auch oft auf die Engstirnigkeit der Deutschen in Sachen Pünktlichkeit an. Was zusätzlich dazu kommt: Mexikaner springen oft von Party zu Party, duschen teilweise fünfmal am Tag und wechseln jeden Tag ihr Outfit (was ich mir ehrlich gesagt bei meiner Garderobe, die aus vielleicht 15 Kilo Koffergepäck besteht, nicht unbedingt leisten kann). Jedenfalls muss ich noch oft gewarnt werden vor Gesten und Handlungen, die sich eigentlich nicht gehören, zum Beispiel sich öffentlich in Umkleidekabinen umzuziehen ;D; Meine Freundin wollte mir nicht glauben, dass es in Deutschland Sammel-Umkleidekabinen und Sammelduschen gibt, das fand sie unheimlich unangenehm. Aber naja, das ist wohl typisch für Amerikaner ;D. 
Verhältnis zwischen beiden Geschlechtern: Wie hart es auch klingen mag, die deutschen Männer können sich echt mal ne Scheibe von den mexikanischen abschneiden; denn der Typ sorgt sich unheimlich für die Freundin und versucht oft mit allen Mitteln, sie zu beeindrucken. Und allgemein, hier sind alle Gentlemen, halten den Mädchen höflicherweise immer die Tür auf, tragen einem die Tasche und und und...Bringt einen hier irgendwie wieder mehr Feeling eines typischen High-School-Films. ;D
Was die Mexikaner nicht kennen: IKEA! Das wollt ich unbedingt nochmal irgendwo erwähnt haben, habs aber nirgendwo einbringen können. Ich als Ikea-Fan war echt geschockt als ich das merkte, weil ich dachte, dass Ikea ja wohl das Internationalste überhaupt ist. ;D Die US-Amerikaner kennen es. Naja, ist jetzt auch nicht das wichtigste überhaupt..

Ich könnte noch so viel schreiben, das Wichtigste hab ich bestimmt mal wieder vergessen, zum Beispiel die kulturelle Vielfalt dieser Stadt zu erwähnen! Es gibt in Monterrey scheinbar so viele weitere schöne Orte, zum Beispiel Parks mit Wasserfällen, die ich noch unbedingt sehen muss. In den Parks kann man sich Fahrräder oder Inline-Skates leihen, und in einem gibt es sogar eine große Eisfläche. Wow, das wird auch mal ein Erlebnis, bei 40 Grad im Sommer Schlittschuhlaufen. Ich bin so froh über diesen Ort und dieses Land, und im Moment kann ich mir, wie bestimmt sicher jeder Austauschschüler, keinen besseren Ort für ein Austauschjahr vorstellen!

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