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Sonntag, 14. August 2011

"Since Kindergarten"

Ich hab noch nie vorher gehört, dass sich irgendein deutsches Wort in eine andere Sprache eingebürgert hat; Aber die Mexikaner verwenden doch tatsächlich das Wort Kindergarten in ihrer Sprache...Hmm, komisch :D Hier ist es grad Sonntag Mittag, und wir (Majo und Freunde) liegen nach einer langen Nacht, Majos Abschiedsparty, gemütlich im Bett. Aber ich fang mal ganz von vorne an, jedenfalls versuche ich das. Kaum zu glauben, dass ich jetzt über eine Woche hier bin! Man hat sich doch tatsächlich schon ein bisschen an die Lebensweise, das Stadtleben und die Schule gewöhnt. Okay, mit dem Schulalltag muss ich noch ein bisschen fertig werden; die Schule ist zwar echt großartig, die Lehrer und Schüler freundlich, das Cafeteria-Essen lecker, und es ist einfach, die Räume zu den Kursen zu finden, nur was mich echt stört: Alles verläuft online. Jeder Schüler hat eine ID (bestimmte Nummer) und eine Blackboard (was mich ein bisschen an Lo-Net erinnert, Rensmann-Schüler erinnern sich vielleicht ;D). Das heißt, dass fast der ganze Lernstoff mit Hausaufgaben im Internet gemacht werden oder teilweise ausgedruckt werden muss, ich hab das Programm noch nicht ganz durchschaut. Jedenfalls hat man einfach nichts auf Papier. Hat vielleicht Vorteile und Nachteile und ist Geschmackssache, aber weil ich nicht so der Technik-Typ bin, muss ich mich da echt schon dran gewöhnen. Zum Thema Technik und Medien: So gut wie jeder hat hier mindestens ein Blackberry, ein I-Phone, ein Lap-Top oder/und(!) ein Note-Book. Das ist schon ein bisschen heftig. Zum Schulalltag: Ich hab immer ne Art Doppelstunden (zweimal eine halbe Stunde). Pausen gibt es eigentlich nur, um den Raum zu wechseln, ansonsten hat man die Freistunden. Die sind jeden Tag verschieden, manchmal hab ich nur ne halbe Stunde an einem Stück frei (bis 3 Uhr), manchmal auch 2. Und in den "Pausen zum Raumwechseln" läuft immer Musik, das ist echt cool. :) Zur Schule laufen darf ich allerdings immer noch nicht, auch wenn ichs meiner Gastmutter angeboten bereits angeboten hab, aber sie sagt, selbst dieser Kilometer sei zu gefährlich. Und als ich meinen Freunden von der Schule davon erzählte, haben die mich nur ausgelacht und meiner Gastmutter völlig Recht gegeben. Also holt meine Mutter mich jeden Tag von der Schule; und zum Thema Auto: Ich schätze, man verbringt durchschnittlich eine Stunde am Tag im Auto. Viele haben hier bereits eins mit 15/16 Jahren und wissen bereits, wie sie fahren können. Nach der Schule bin ich meistens ziemlich müde, schlaf ne kurze Zeit oder seh mir nen spanischen Film an. Majo hatte Freitag ihre Prom-Night, also praktisch ihren Abschlussball, und wir haben noch nach einem Kleid geguckt; ein bisschen beneidet hab ich sie ja schon ;). Aber alles halb so schlimm, denn meine Gasteltern, Gastbruder und ich waren auf einem Dinner vom Rotary-Club eingeladen; das Haus, indem wir aßen, war wirklich unglaublich riesig! So, wie man es im Film kennt; mit Pool, gut wie 10 Wohnsäälen und begehbarem Kleiderschrank...Ich lernte die 16 jährigeTochter kennen, die unheimlich nett war. Aber trotzdem merkte ich nach dem Gespräch mit ihr, dass ich nie reich sein will :D. Sie erzählte mir zum Beispiel, dass sie sogar ihren Facebookaccount gelöscht hat, weil Mitschüler sie aus Neid dissten. Jede Münze hat eben zwei Seiten...An diesem Abend sprach mich mein zehnjähriger Bruder auch auf eine andere Sache an, die jetzt vielleicht ein völlig anderes Thema einleitet, ich aber irgendwie wichtig zu erwähnen finde; was ich von Hitler hielte. Ich hatte schon von Anfang an damit gerechnet, dass mich irgendjemand mal in dem Thema fragen würde, vielleicht sogar Vorurteile haben würde, trotzdem verunsichert mich das schon ein wenig. Mein Gastbruder hat viel seines Wissens aus Onlinegames und Kriegsfilmen, hört sich grob an, aber im Nachhinein denke ich, das ist ne echt gute Sache! Dadurch spricht er nämlich fließend englisch und hat viel Fachwissen über Weltgeschichte wie dem zweiten Weltkrieg. Ich erzählte nicht viel drum herum, ich versuche nur, allen klarzumachen, dass die Deutschen nicht stolz darauf sind, was geschehen ist. In der History-Class in der Schule allerdings war ich ziemlich sprachlos, als mich meine Lehrerin vor 30 Schülern direkt darauf ansprach- da fühlt man sich schon ein wenig außenstehend. Aber jedenfalls will mein Bruder trotzdem ein Austauschjahr nach Deutschland machen, wenn er größer ist ;).
Am Samstag war ich dann das erste Mal außerhalb von Monterrey; in dem Ferienhaus meiner Gastfamilie, oder "Ranch", wie sie es nennen. Und soweit ich es verstanden habe, ziehen sie auch bald in ein neugebautes Haus um. Keine Ahnung, ob ich noch mitumziehe- Man muss hier einfach immer auf eine Überraschung gefasst sein ;D. Am Abend haben wir alles für Majos Abschiedsparty vorbereitet und eingekauft. Schade, dass ich in dem Geschäft keine Kamera zur Hand hatte- überall Pinatas an den Decken, und so viele neue Arten von Süßigkeiten, die ich dieses Jahr alle einmal probiert haben muss! Oh mann, ich werd echt mit 10 Kilos mehr zurückkommen, das Essen ist köstlich! Ich ess fast alles mit scharfer Salsa, nur die Namen von allen Gerichten muss ich mir noch einprägen. Das einzige, was ich vermisse, ist Schokolade- die ist in Deutschland einfach am besten! Schon ein komisches Gefühl, nochmal einen Abschied mitzudurchleben, wobei die eigene Abschiedsparty weniger als zwei Wochen her ist. Abgesehen von ein paar Tränen an Majos Abschiedsabend war dieser echt witzig (Pinata, Karaoke, mexikanisches Essen...), und die Menschen sind alle so offen und freundlich. Doch trotzdem war es doch ähnlich wie eine deutsche Party.
Der Bericht hat sich bereits in den Abend gezogen, weil ich zwischendurch noch mit der Familie weg war- am Sonntag ist immer Familientag, das ist echt gut :). Heute waren wir Essen und in einem Park in Monterrey. Danach waren noch mit Freunden weg, ganz schön viel immer an einem Tag, aber ich kann Majo da gut verstehen, die letzten Tage in der Heimat noch in vollen Zügen auskosten zu wollen ;). Nur das Problem ist, dass sie fertig ist mit Schule, und ich morgen früh Schule hab. Ich will gar nicht an die ganzen Hausaufgaben mit Blackboard denken, aber ich werd mich schon dran gewöhnen müssen. Ich setz mich dann mal ran, wünscht mir Glück ;)

1 Kommentar:

  1. Hallo Helen, ich staune, was Du in kürzester Zeit alles neu aufnimmst.Die Technik-Probleme wirst Du lösen, da bin ganz sicher. Man darf nur nicht zögern, andere in der Anfangszeit um Hilfe zu bitten. Das Wichtigste ist, daß Du mit den Menschen in Deiner Gastfamilie und Umgebung und in der Schule gut zurecht kommst. Alles andere läßt sich lernen und wird in wenigen Wochen zur Selbstverständlichkeit werden.

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